Beruf Hundetrainer:in – Eine Leidenschaft

Kein typischer Anfang

Wenn du jetzt einen Artikel erwartest, der mit den Worten beginnt: „Ich bin mit Hunden aufgewachsen und habe schon immer ein Händchen für Vierbeiner gehabt“ – dann muss ich dich enttäuschen. Die ersten Tiere bei uns zuhause waren zwei Katzen – meine Katze Lissy und der Kater meiner Schwester, Gismo.

Später Einstieg in die Hundewelt

Mit Anfang 20 kam der Wunsch nach einem Hund. Mein erster Gedanke war ein Staffordshire Terrier – doch als Hundeanfängerin und mit der Vernunft im Nacken recherchierte ich nach einer Rasse, die besser zu mir passte.

Nach reichlicher Überlegung und dem Wälzen unzähliger Bücher fiel meine Entscheidung: Es sollte eine kleine Hunderasse werden. So zog Gismo bei mir ein – ein fünf Monate alter Shih-Tzu-Dackel-Mix, er hieß schon vorher genau wie unser Kater (der zu dem Zeitpunkt nicht mehr bei uns war) und daher behielt Gismo seinen Namen.

Erste Schritte und alte Mythen

Da saß er nun, mein erster Hund. Er schaute mich mit großen Augen an und wusste selbst nicht so recht was sein neues Leben für ihn bereithielt.

Ich wollte von Anfang an alles richtig machen. Ich hatte mich schon mit einigen Büchern eingelesen, hatte genaue Vorstellungen und doch noch einige Fragezeichen im Kopf. Was tat ich also, was auch heute noch tausende Menschen tun? Genau – ich googelte.

Und was es dort alles zu lesen gab (leider auch zwölf Jahre später noch):

  • „Der Hund darf nicht erhöht liegen, sonst übernimmt er die Weltherrschaft.“

  • „Du musst immer vor deinem Hund durch die Tür gehen.“

  • „Dein Hund bekommt erst Futter, wenn du gegessen hast.“

  • „Du musst der Rudelchef sein.“

Schon beim Schreiben dieser Beispiele sträuben sich mir noch heute die Nackenhaare. Doch genau das waren die Informationen, die ich damals fand.

Der Wendepunkt

Zum Glück stieß ich damals auf einen wunderbaren Blogbeitrag von Carolin Hoffmann und ihrem Hund Willi. Ich verstand zum ersten Mal, dass die Wissenschaft längst neue, wertvolle Erkenntnisse hervorgebracht hatte – und ich mit meinem Hund arbeiten konnte, nicht gegen ihn.

Nur um dir ein Beispiel zu geben:

Vor dieser Erkenntnis dachte ich tatsächlich Gismo dürfe nicht auf die Couch oder ins Bett, weil er mir sonst „auf der Nase herumtanzen“ würde. Die erste Handlung nach meinem Aha-Moment? Ich lud ihn zu mir auf das Sofa ein. Und dort liegt er auch heute noch gerne – eng an meine Seite gekuschelt.

Der Gedanke reift

Nach und nach begriff ich, dass viele alte Vorstellungen längst überholt waren – und das bereits seit Jahrzehnten. Dennoch glaubten viele Menschen weiterhin daran – auch heute noch. Genau in dieser Zeit reifte der erste Gedanke: Ich möchte Hundetrainerin werden. Damals – in meiner naiven Vorstellung – war ich bereit alle zu bekehren die nach alten Schemata arbeiteten, Cesar Millan auf ein Podest hoben oder glaubten Hunde wollten die Weltherrschaft an sich reißen.

Der Moment der Entscheidung

Es vergingen etliche Jahre, bis 2017 endlich der Tag kam an dem ich die endgültige Entscheidung traf: Ich wollte meinen Traum nun endlich Wirklichkeit werden lassen. Also begann ich zu recherchieren.

Googelt man heute „Beruf Hundetrainer“ gibt es zahlreiche Angebote von unzähligen Hundeschulen und Fernakademien. Damals war die Auswahl noch etwas geringer und trotzdem nicht leichter. Wie konnte ich mir sicher sein, dass ich nicht alte Weisheiten lerne und Geld aus dem Fenster schmeiße für etwas, das nicht dem heutigen Stand entspricht?

Ich recherchierte einige Tage und fand drei Angebote, die in die nähere Auswahl kamen - ich entschied mich eines hier vor Ort in Berlin anzunehmen.
Es war das günstigste Angebot und ich sollte schon nach sechs Monaten fertig sein - schneller ging es nirgends. Ausbildung enthielt Praxis und Theorieeinheiten und fand alle zwei Wochen am Wochenende statt - für 2700 € – natürlich konnte man in Raten zahlen. Würde ich es heute nochmal so machen? Ganz klar: Nein.

Wie findet man gute Ausbildungen?

Die Ausbildung zur/zum Hundetrainer:in ist leider nicht geschützt. Heute bietet fast jede:r der/die etwas auf sich hält und eine Einnahmequelle haben möchte eine Ausbildung zur/zum Hundetrainer:in an. Das klingt hart formuliert, aber hast du mal all die Angebote gesehen, die es inzwischen gibt?
Ein Teil davon wird gut sein und dich wunderbar in die Materie einführen. Ein anderer Teil jedoch ist unstrukturiert, nicht durchdacht und damit frustrierend für diejenigen, die diesen Beruf erlernen wollen. Man zahlt viel Geld für eine Ausbildung, doch die vom Anbieter zur Verfügung gestellten Inhalte hätte man sich - zwar mit viel Disziplin und Arbeit - auch in Eigenregie beibringen können.

Worauf du achten solltest:

  • Positive Verstärkung steht im Mittelpunkt

  • Studien und Quellen werden genannt

  • Dozent:innen sind fachlich qualifiziert (z. B. Biologie, Tiermedizin, Verhaltenslehre, Pädagogik)

  • Praxisorientierung

  • Breites Themenspektrum

  • Zertifizierungen oder Anbindung an Berufsverbände

  • Unabhängige Prüfung

Nach der Grundausbildung sollte man nicht einfach allein gelassen werden, ein gutes Netzwerk mit Kolleg:innen sorgt weiterhin für regen Austausch. Suche also nicht das billigste Angebot heraus – der Satz „Wer billig kauft, zahlt doppelt“ hat sich diesbezüglich bei mir bewahrheitet.

„Nun fühle ich mich bereit, Hundetrainerin zu sein“ – war ganz sicher nicht der erste Gedanke, den ich nach meiner Ausbildung hatte. Ich fühlte mich ganz und gar nicht bereit. Es gab noch immer so viele Fragezeichen zu den unterschiedlichsten Themen in meinem Kopf. Einem Hund “Sitz” oder “Platz” beibringen – das konnte ich. Erklären, wie ein Clicker funktioniert – natürlich. Möglichen Kunden bei komplexen Themen wie Aggression oder Trennungsstress weiterhelfen? Fehlanzeige! Ganz zu schweigen davon, wie man Schmerzen beim Hund erkennen kann. Wissen, das ich erst viel später aufgebaut habe.

Meine erste Ausbildung umfasste die Basics – nicht mehr. Ich konnte mich “Hundehalterin mit mehr Wissen” nennen, aber “Hundetrainerin”? Zumindest nicht nach meinen Maßstäben. Während der Ausbildung hatte ich bereits Webinare und Seminare besucht, mein Wissen nebenbei erweitert und feststellen müssen, dass der Beruf Hundetrainer:in eher einem Studium als einer dualen Ausbildung gleicht.

Ich möchte dir keine Angst machen, falls du den Wunsch hast Hundetrainer:in zu werden. Ich möchte realistisch zeigen worauf man vorbereitet sein sollte – und glaub mir, es lohnt sich. Ich liebe meinen Beruf.

Nach der Ausbildung kommt das Fachgespräch

Um als Hundetrainer:in in Deutschland tätig sein zu dürfen und damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen, benötigt man seit dem 1. August 2014 eine vom Veterinäramt ausgestellte Genehmigung nach § 11 Abs. 1 Satz 1 Nr. 8f TierSchG - umgangssprachlich „11er“ genannt. Aber Achtung: Je nachdem mit welchen Tieren man arbeiten möchte oder ob es eine Hundeschule oder Hundepension sein soll, handelt es sich um einen anderen Buchstaben des § 11. Für Hundetrainer:innen gilt Nr. 8f.

Das bedeutet nach der Ausbildung: Formulare, Anträge, Gespräche mit dem Veterinäramt und natürlich die Sachkundeprüfung – eine Mischung aus Theorie, Praxis und Fachgespräch.

Interessant zu Wissen!

In der Theorie benötigt jede:r der/die als Hundetrainer:in arbeitet diese Genehmigung. In der Praxis sieht es oft anders aus, meistens ist nur der/die Inhaber:in der Hundeschule im Besitz des “11er”.

Vom Gesetz her müssten diesen jedoch auch die Angestellten Hundetrainer:innen haben – somit sind viele von ihnen gar nicht vom Veterinäramt auf ihre Fachkompetenz geprüft worden. Das ist jedoch ein anderes Thema, vielleicht für einen anderen Blogeintrag.

Lernen hört nie auf

Seit 2019 habe ich die Erlaubnis, aber mit dem Lernen werde ich niemals aufhören. Ich erwähnte bereits, dass es eher einem Studium gleicht. Doch einen echten Studiengang gibt es nicht. Hat man eine wirklich gute und umfangreiche Ausbildung in der Tasche, ist das ein guter Anfang.

Andere sammeln teure Sneaker, gute Hundetrainer:innen sammeln Fortbildungen. Allein 2018 nahm ich an 17 Fortbildungen in Form von Seminaren und Webinaren teil. Während der “Corona-Jahre” sah es eher mau aus, da Präsenz nicht möglich war – das war die Zeit, in der Webinare boomten und Weiterbildungen immer häufiger vom eigenen Schreibtisch aus möglich waren. Ich finde es sinnvoll eine Mischung aus Präsenz- und Online-Fortbildungen zu machen.

Je nach Fort- oder Weiterbildung liegen die Kosten zwischen 35 € und 5500 €. Das kann ein spannendes Webinar zur Neuropsychologie beim Hund sein oder eines über den Aufbau eines Trainingsplans der dem Kunden Mehrwert verspricht – wenn du Glück hattest, hast du das in der Ausbildung bereits gelernt. Solche liegen im unteren zweistelligen Kostenbereich. Oder man hat ein zweitägiges Wochenendseminar in Präsenz wobei neben der Teilnahmegebühr von 280 € auch Anfahrt, Übernachtung und Verpflegung hinzukommen. Von den unzähligen Fachbüchern zum Thema Hund ganz zu schweigen, die als Nachschlagewerke die Regale so mancher Hundetrainer:innen zieren. Hat man sich dann noch zum Ziel gesetzt, die ein oder andere Weiterbildung zu einem Themenschwerpunkt zu machen, reden wir ganz schnell von einem vierstelligen Kostenbereich. Ich selbst habe aktuell drei Weiterbildungen auf meiner To-Do-Liste, die insgesamt den Kosten eines kleinen Gebrauchtwagens entsprechen. Sie bieten in so vielerlei Hinsicht einen Mehrwert.

Wir Hundetrainer:innen sind wie Groupies – nur dass wir nicht für eine Band durch die Lande reisen, sondern für Wissen.

Leidenschaft statt Luxus

Von außen wirkt es vielleicht verrückt: immer wieder neue Fortbildungen, nie genug Input, immer weiter lernen, Wissen auffrischen oder festigen. Wir lernen nicht nur aus der Erfahrung mit Kunden, sondern auch von anderen Referent:innen. Doch für mich – und viele andere – ist das kein Luxus, sondern der Kern meiner Arbeit.

Hundetraining ist mehr als ein Beruf. Es ist Leidenschaft, Überzeugung und der ständige Drang, Hunde und ihre Menschen noch ein Stück besser zu verstehen und ihnen zu helfen.

Mein Fazit

Der Weg zur Hundetrainerin ist kein gerader Weg und er ist wirklich nicht günstig - bis heute hatte ich schätzungsweise Ausgaben im fünfstelligen Bereich.

Es begann mit Zweifeln, führte über Behördengänge und Prüfungen und hört auch nach dem „offiziellen Startschuss“ nie auf. Heute weiß ich: Es ist nicht die Romantik, die bleibt – es ist die Leidenschaft.

Und jetzt du?

Du bist gerade am Anfang und auf der Suche nach einer fachlich guten Ausbildung? Wir helfen dir gerne und empfehlen gute Ausbildungen mit Freuden weiter - die Welt braucht mehr wissenschaftlich fundierte Hundetrainer: innen.


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Sicherung von Hunden vor Paniksituationen – Verantwortung, Management und Training

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Ein Tag im Leben einer Dogwalkerin